Paul Bahlmann

Politik. Treptow-Köpenick.

Die Krise muss das Beste in uns wecken.

December 1, 2022

Die Krise muss das Beste in uns wecken. Wir können gestärkt aus der Krise kommen, wenn wir zusammenzuhalten.

In den letzten Jahrzehnten schlitterten wir von einer Krise in die nächste: Finanzkrise (2008), Syrienkrieg (2015), Corona-Pandemie (2020). Seit 2022 herrscht Krieg in der Ukraine, mit all seinen schrecklichen Folgen. Darüber schwebt die globale Klimakrise.

Krisen sind ein Bruch - eine harte Landung in der Realität. Sie legen in aller Schmerzhaftigkeit offen, was ist. Der Bruch, den wir jetzt erleben, entlarvt viele falsche Gewissheiten - über Russland, Energiesicherheit und Sicherheit in Europa.

Wie bei jedem Bruch, kommt erst der Schock, dann der Schmerz: Nach den ersten Schockmonaten dieses Jahres, folgt nun Schmerz. Wärme, Mieten, Lebensmittel – alles wird teurer. Aber, wenn wegen gestiegener Preise nur noch 50 Prozent der Menschen bei uns monatlich sparen können, zeigt das: Es ist eine soziale Krise, die soziale Antworten braucht.

Darum ist es jetzt wichtig, den sozialen Zusammenhalt durch Regierungshandeln zu sichern: In Berlin gibt es in diesen Monaten einen Kündigungsschutz in städtischen Wohnungen und einen Härtefallfonds für Energieschulden. Das 29-Euro-Ticket und das 9-Euro-Sozialticket wurden eingeführt. Der Bund zahlt Energiegeld an Millionen von Menschen, weitet das Wohngeld massiv aus. Die werden Energiepreise gedeckelt, Steuern und Abgaben gesenkt. Das Bürgergeld erhöht den Regelsatz und schafft mehr Sicherheit. Es muss weniger Erspartes aufgebraucht werden. Allerdings muss die private Altersvorsorge weiterhin teilweise aufgebraucht werden. Das haben CDU/CSU mit Rückgriff auf falsche Zahlen durchgesetzt. Und damit Geringverdiener und Bedürftige gegeneinander ausgespielt.

Diese Krise macht uns allen Angst. Aber Angst ist kein guter Ratgeber. Sie verengt den Blick und macht den Geist klein. Wir dürfen uns weder der eigenen Angst noch dem Versuch anderer hingeben, uns Angst einzujagen. Keine Kassiererin und kein Pfleger haben einen Euro, weil eine entlassene Angestellte ihr Erspartes aufbraucht. Alles, was ihnen bleibt, ist Unsicherheit. In dieser Unsicherheit kämpft jeder nur darum das eigene zu halten, statt für alle mehr zu erreichen.

Die Berlinerinnen und Berliner haben viele Krisen gemeistert: Den Wiederaufbau, die Teilung, die Umbrüche der Wiedervereinigung. Wir können auch diese Krise überwinden – wenn wir nicht egoistisch handeln und zusammenhalten, wenn wir nicht neidisch sind, sondern solidarisch. Kurzum: Wenn wir das Beste in uns wecken.

/pb

leicht gekürzt erschienen im Spreekurier im Januar 2023